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Indien und Marokko

Phil Arnold, MD
Über die Verwendung von Sonosite-Ultraschallsystemen für Herzanästhesie bei Kindern in Entwicklungsländern 

Angeborene Herzfehler gehören zu den häufigsten Formen von Geburtsfehlern. Betroffen ist jede 145. Geburt in Großbritannien, also etwa 4.600 Neugeborene pro Jahr¹.  Etwa ein Drittel dieser Patienten muss operiert werden, viele davon bereits sehr früh. Eine chirurgische Behandlung kann entscheidend zur Heilung beitragen, und die meisten betroffenen Kinder benötigen anschließend keine weiteren Operationen oder Medikamente. Einige Kinder mit komplexeren Krankheitsbildern sind in ihrem weiteren Leben auf medizinische Versorgung und Nachbehandlung angewiesen, manche benötigen weitere Operationen.  In Großbritannien werden pro Jahr etwa 5.000 Herzoperationen aufgrund von angeborenen Herzfehlern durchgeführt, und weitere 4.000 Eingriffe bei Kindern finden in Katheterräumen statt (in Großbritannien kommen jährlich etwa ca. 800.000 Neugeborene zur Welt)².

In Ländern mit weniger weit entwickelten Gesundheitssystemen ist der Zugang zur Diagnostik und Behandlung solcher Krankheiten nur wenigen vergönnt. Wenn die Ressourcen zur Neige gehen, geraten andere Aufgaben unweigerlich in den Vordergrund, aber wenn sich die Lage entspannt und das Budget wächst, wird die kinderchirurgische Versorgung zu einem erreichbaren Ziel. Die Frage ist allerdings, wie sich eine solche Versorgung sicher und erfolgversprechend entwickeln lässt. Die Herzchirurgie ist ein komplexes und anspruchsvolles Gebiet. Die Anforderungen an die Fähigkeiten und Kenntnisse der beteiligten Kliniker (Chirurgen, Kardiologen, Anästhesisten, Kardiotechniker, Intensivmediziner und Pflegekräfte) sind hoch, und zudem müssen Infrastruktur und Ausrüstung stimmen. In Gegenden ohne jegliche Erfahrung mit dieser Chirurgie kann das zu einem Problem werden. Also wurden zahlreiche Wohlfahrtsorganisationen gegründet. Dank deren Hilfe können Mediziner aus reicheren Ländern in hiesigen Krankenhäusern versuchen, eine funktionierende Versorgung zu aufzubauen. So können Kinder operiert werden, die sonst keine Chance auf eine Operation gehabt hätten. Gleichzeitig werden örtliche Teams eingerichtet, die irgendwann die Versorgung selbst übernehmen können. Mediziner des Alder Hey Hospital in Liverpool haben mit zwei solchen Wohlfahrtsorganisationen zusammengearbeitet: der International Children’s Heart Foundation und Healing Little Hearts.

Nach Meinung des Autors hatte die Entwicklung hochqualitativer tragbarer Ultraschallgeräte entscheidenden Einfluss auf die Anwendung der Kinderanästhesie und speziell der Herzanästhesie bei Kindern. In Großbritannien nutzen wir diese Geräte täglich zum Legen von Kathetern (oft bei sehr jungen Neugeborenen)3, bei der Regionalanästhesie4 und bei der raschen Erkennung bedrohlicher Zustände wie Pleuraergüsse. Wir können die Geräte überall mit hinnehmen, weil sie nicht nur tragbar, sondern auch robust und zuverlässig sind.  Außerdem sind sie vielseitig einsetzbar. Auf dem ersten Bild benutzen wir einen Sonosite MicroMaxx mit einer P10-Sonde bei einem präkordialen Echokardiogramm während der Operation (die Sonde wird in einer sterilen Abdeckung direkt auf dem Herz platziert). Das Kind hat einen Ventrikelseptumdefekt, also ein Loch in der Herzscheidewand. Sobald das Loch geschlossen ist, hat das Kind eine normale Lebenserwartung und dürfte symptomfrei bleiben. Das beste Ergebnis wird erzielt, wenn das Loch sauber geschlossen wird, solange der Patient sich noch auf dem OP-Tisch befindet. Auf dem zweiten Bild zeigen wir einem Kinderanästhesisten in Marokko, wie wir mithilfe eines Ultraschallgeräts einen Zentralkatheter bei einem Kleinkind legen.

Dank der Bereitschaft von Sonosite, uns die Geräte für unsere Einsätze zu leihen, waren wir in der Lage, sie in vielen Teilen der Welt einzusetzen, u. a. in Indien, Pakistan, China, Marokko und der Ukraine. Das hat den Patienten greifbaren Nutzen beschert und wurde von den Ärzten vor Ort immer mit großem Interesse bedacht.  Wir konnten anatomische Kenntnisse weitergeben und die Vorteile von Ultraschalltechniken beim Gefäßzugang, bei Nervenblockaden und im Bereich der Diagnostik demonstrieren.

Dr. Phil Arnold ist Consultant Paediatric Cardiac Anaesthetist und ehrenamtlicher Dozent an der University of Liverpool. Er praktiziert am Alder Hey Children’s Hospital, Liverpool, Großbritannien.

Referenzen
¹ BHF Congenital Heart Disease Statistics (2001-2003), www.heartstats.org, Table 1.1
² Central Cardiac Audit Database UK 2008-2009 http://www.ccad.org.uk/congenital
3 Peter C. and Philip Arnold „Ultraschall-assisted vascular access in children“ BJA: Contin Educ Anaesth Crit Care Pain (2011) 11(2)
⁴ Rathi S, Raj N „Bilateral Paravertebral Blocks for Peadiatric Heart Surgey“ presented at APAGBI Annual Meeting 2011