Dr. T.V.S. Gopal, Leiter der Anästhesieabteilung und stellvertretender medizinischer Direktor der CARE Hospitals in Hyderabad (Indien), praktiziert seit über 30 Jahren. In diesem aktuellen Interview spricht Dr. Gopal über die Umwälzungen in der Anästhesie durch POCUS und die vielen Anwendungsfälle für Ultraschall.

Wann haben Sie mit dem Einsatz von Ultraschall begonnen?

Ich habe 2006 erste Vorstöße in den Bereich der ultraschallgeführten Regionalanästhesie unternommen. Damals nahm ich am Second Advanced Regional Anaesthesia & Ultrasound Guided Peripheral Nerve Block Course der Aesculap Academy im Tan Tock Seng Hospital in Singapur teil. Mir war sofort klar, dass diese neue Technologie zu praktischen Verbesserungen führen würde und dass diese Vorteile unbedingt durch koordinierte Schulungen bei Anästhesisten in ganz Indien verbreitet werden sollten. Ich darf stolz berichten, dass wir mit kontinuierlicher Unterstützung durch Sonosite eine Reihe von praktischen Ultraschall-Workshops durchgeführt und das Bewusstsein für den Nutzen von Point-of-Care-Ultraschall unter Anästhesisten geschärft haben.

Welche Aspekte finden Sie bei Ultraschallsystemen am Point-of-Care besonders hilfreich?

Wie die Bezeichnung schon sagt, wird das Ultraschallgerät zum Patienten gebracht, der versorgt werden muss, und nicht umgekehrt. Der Wechsel von sperrigen Maschinen auf Rollwagen zu kompakten, leichten Geräten hat die Akzeptanz der Ultraschalltechnologie auch bei Nicht-Radiologen gefördert. Das schnelle Hochfahren des Systems, die Unempfindlichkeit gegen Viren, die ruckelfreie Bildfolge ohne Hänger und die einfachen Steuerelemente sind besonders hervorzuheben. Mit dem technologischen Fortschritt wird auch die Auflösung der Bilder schnell besser. Durch die Möglichkeit, Bilder und Videos zu archivieren, abzurufen und zu übertragen, kann man die eigene Arbeit besser im Auge behalten und Bilder leichter reproduzieren.

Ultraschalltechnologie ist Anästhesisten noch fremd, und um das Gerät optimal nutzen zu können, müssen sie sich unbedingt mit Ultraschallphysik, Bildinterpretation und den Bedienungselementen vertraut machen.

Wie haben POCUS-Systeme Ihre anästhesiologische Praxis verändert?

Mit POCUS-Systemen kann man die Dinge jetzt mit eigenen Augen sehen. Natürlich gibt es eine Lernkurve, bis man diese Technologie gemeistert hat. Aber die Möglichkeit, während des Nadelvorschubs Nervenstrukturen und die umliegende Anatomie sichtbar zu machen und dann das Lokalanästhetikum in der Echtzeitbewegung zu verabreichen, hat in der Praxis der Nervenblockaden einen Paradigmenwechsel ausgelöst.

Die Verfügbarkeit des Ultraschallgeräts im OP und in der Intensivstation hat dazu geführt, dass die Technologie für neuere Blockaden, Arterien- und Venenzugänge, Begutachtung des Sehnervscheidendurchmessers bei Neurochirurgiepatienten, transthorakale Echokardiogramme und einfache Lungen-Ultraschalluntersuchungen zur schnellen Erkennung von Erkrankungen eingesetzt wird.

Glauben Sie, dass Ultraschallführung bei der Regionalanästhesie genauer und effizienter ist als herkömmliche Techniken?

Ja, ganz ohne Zweifel! Durch die Visualisierung der Bewegung in Echtzeit erreichen wir höhere Genauigkeit, mehr Sicherheit und mehr Akzeptanz bei Patienten und Medizinern. Man braucht viel weniger Nadelgänge, dadurch konnte das Volumen des injizierten Lokalanästhetikums um 50 % oder mehr verringert werden. Versehentliche Injektion von Wirkstoffen in Gefäßbereiche gehört praktisch der Vergangenheit an, und Ultraschall hat sich bei der Eingriffsführung als wirksames Hilfsmittel bewährt. Nervenblockaden sind jetzt berechenbarer und zuverlässiger. Selbst bei Neuraxialblockaden hat die Praxis der Ultraschallscans vor dem Eingriff bei Erwachsenen und Gebärenden das Zutrauen des Endanwenders gesteigert.

Der blinde Zentralvenenzugang ist heute schon vergessen, und ich kann behaupten, dass meine DNB-Studenten ultraschallgeführte Eingriffe bereits geschickt durchführen, die Berater in meiner Abteilung natürlich um so mehr. Dass man mit „bloßen Augen“ transthorakale Echokardiogramme betrachten und die Kollabierbarkeit der Vena cava inferior in der Ultraschallvisualisierung begutachten kann, vereinfacht die schnelle Optimierung hämodynamischer Parameter bei Hochrisikopatienten in der Chirurgie.

Wie effizient ist POCUS beim Legen von Perineuralkathetern, und wo liegen die Vorteile?

Durch die Visualisierung der Katheterspitze kann man die korrekte Positionierung in der Nähe des Nervs oder Plexus gewährleisten und Erfolg sowie Qualität der postoperativen Analgesie verbessern. Regelmäßige Ultraschallinspektionen bieten auch Informationen zu einer eventuellen Kathetermigration, und der Katheter kann in diesem Fall ultraschallgeführt neu positioniert werden.

Welche Anwendungen kann POCUS Ihrer Ansicht nach in der Anästhesie und verwandten klinischen Anwendungsfällen unterstützen?

Anfangs habe ich Ultraschall für regionale Nervenblockaden genutzt, aber bald wurde mir auch der Nutzen von Ultraschall für Venenzugänge klar, sowohl peripher als auch zentral. Durch Ultraschallführung sind wir nun sicherer beim Legen supraclaviculärer Zugänge zur Vena subclavia, und der Anteil der Komplikationen ist minimal. Ich nutze Ultraschall darüber hinaus für Arterienzugänge, Begutachtung des Atemwegs- und Magenvolumens bei präoperativen Patienten mit unklarem Fastenstatus, Begutachtung des Sehnervscheidendurchmessers als Ersatzmarker für intrakraniellen Druck bei Patienten mit traumatischen Hirnverletzungen, Begutachtung des Volumenstatus der Vena cana inferior, einfache transthorakale Echokardiogramme und Lungen-Ultraschalluntersuchungen. In einigen Fällen konnten wir Chirurgen assistieren, so bei der Entfernung peripherer Schwannome, Drainage tiefsitzender Abszesse und der Entfernung von Fremdkörpern durch Erkennung von Läsionen im perioperativen Ultraschall.

Würden Sie der Aussage zustimmen, dass der Einsatz von Ultraschall für geführte Eingriffe die Sicherheit der Patienten fördert und die Hospitalisierungskosten der Patienten senkt?

Ganz offensichtlich, ja! Ein Argument dafür ist das TAVR-Programm. Alle venösen und arteriellen Punktionen werden nur noch mit Ultraschallführung durchgeführt. Die hochauflösenden, portablen Ultraschallsysteme von Sonosite sind heute in unseren Operationsbereichen, in der Notaufnahme, im Bereich der Katheterlabors und in den Intensivstationen ständig griffbereit. Point-of-Care-Ultraschall gewährleistet auch den Komfort der Patienten, denn sie müssen für Eingriffe und Untersuchungen weniger transportiert werden und die diagnostischen und therapeutischen Eingriffe erfolgen mit höherer Genauigkeit.

Wie verlief die Schulung der Ärzte an den POCUS-Systemen?

Moderne Ultraschallgeräte haben unter anderem den Vorteil, dass man Bilder und Videos für Schulungszwecke archivieren kann. Die Lernkurve für ultraschallgeführte Eingriffe, insbesondere bei Kenntnissen der Ultraschall-Grundlagen, und die Aufsichtsphase mit ausgebildeten Lehrkräften ist dramatisch verkürzt. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Ultraschallgerät in der Praxis von heute unbedingt zum Rüstzeug des Anästhesiearztes gehört.

 

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