Die ultraschallgesteuerte Regionalanästhesie wird immer häufiger eingesetzt und ist heute eine der wichtigsten Techniken zur Steuerung der Schmerzkontrolle. Dr. med. Jens Döffert, Chefarzt der Anästhesie am Kreisklinikum Calw, spricht über seine neue Funktion und die Fortschritte in der Regionalanästhesie, die auch in der kürzlich veröffentlichen zweiten Auflage seines Buches „Praxis der anästhesiologischen Sonografie: Interventionelle Verfahren bei Erwachsenen und Kindern“ beschrieben sind, das er zusammen mit seinem Kollegen Dr. Ralf Hillmann aus Stuttgart verfasst hat.
In seiner Zeit als Oberarzt in einem Wirbelsäulenzentrum in Langensteinbach wendete Dr. Döffert die ultraschallgesteuerte interventionelle Schmerztherapie erstmals an. Im Jahr 2006 qualifizierte er sich als einer der ersten Anästhesisten zusammen mit seinem Kollegen Dr. Ralf Hillmann aus Stuttgart als Ausbilder – heute Kursleiter genannt – für die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Im selben Jahr verfassten die beiden Fachärzte ein Lehrbuch über ultraschallgesteuerte Regionalanästhesie und interventionelle Verfahren bei Erwachsenen und Kindern – das erste Buch zu diesem Thema in deutscher Sprache.
Während seiner beruflichen Laufbahn konzentrierte sich Dr. Döffert auf die Regionalanästhesie, nach mehreren Stationen in Häusern der Grund-und Regelversorgung und der Maximalversorgung, dann als Chefarzt in einer orthopädischen Fachklinik in Bad Wildbad und seit Juli 2016 in noch größerem Umfang in Calw. Obwohl das Kreiskrankenhaus in Calw nur knapp 200 Betten umfasst, verfügt es über ein umfangreiches orthopädisches Leistungsspektrum. Hierzu zählt auch ein Fachbereich für Wirbelsäulenchirurgie, aufgebaut durch ein bewährtes Team aus einem Facharzt für Neurochirurgie, einem orthopädischen Chirurgen und einem Neurologen. Dr. Döffert erläutert seine enge Zusammenarbeit mit diesem Team: „Ich habe hauptsächlich mit orthopädischen und traumatologischen Patienten zu tun. Dazu zählen auch Patienten mit Schädigung der oberen und unteren Extremitäten. Darüber hinaus behandele ich Schmerzen bei Wirbelsäulenpatienten. Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem. Sie können durch Bandscheibenvorfälle oder eine Verengung des Spinalkanals bedingt sein oder auch als unspezifische Schmerzen auftreten. Der Bedarf an ultraschallgesteuerten Verfahren nimmt stetig zu, da sich die Patienten immer mehr der Risiken bewusst werden, die mit der Strahlenbelastung durch wiederholte Röntgenaufnahmen oder CT-gesteuerte Eingriffe einhergehen. Dies stellt heute für viele Patienten ein großes Problem dar. Außerdem ist es unangenehm für die Patienten, beim Röntgen in einer bestimmten Position auf einem harten Tisch liegen zu müssen, häufig in einem kalten Raum. Wenn man an Rückenschmerzen leidet, ist dies noch unangenehmer und bereitet zusätzliche Schmerzen. Viele Patienten haben auch Angst davor, in einer CT-„Röhre“ zu liegen. Beim Ultraschall hingegen gibt es diese Nachteile nicht. Da kann ich die Patienten in ihren weichen Krankenhausbetten schallen und sie können sich selbst so positionieren, wie es für sie am bequemsten ist, solange ich mit meiner Schallsonde die betreffenden Areale erreichen kann. So kann ich Injektionen in die Iliosakralgelenke und an die Nervenwurzeln und Facettengelenke der Hals- und Lendenwirbelsäule verabreichen und das Ganglion stellatum blockieren. Außerdem kann ich Probleme des Musculus piriformis behandeln und gegebenenfalls periphere Nervenblockaden durchführen.“
In seiner täglichen Praxis verwendet Dr. Döffert das Point-of-Care-Ultraschallsystem Sonosite S-Series und er ist von der hervorragenden Bildqualität überzeugt, die ihm auch bei Präsentationen und Schulungsmaterialien von Nutzen ist. Er fügt hinzu: „Ich setze dieses Gerät sehr häufig und sehr gerne ein. Es ist immer noch perfekt, und die Bildqualität ist so gut wie am ersten Tag. Als Mitglied der Sektion Anästhesie und Arbeitsgruppe für interventionelle Sonographie der DEGUM halte ich jedes Jahr mehrere Kurse, in denen ich bei meinen Präsentationen Bilder von diesem Gerät und einem Sonosite X-Porte® System verwende. Auch in der zweiten Auflage unseres Buches (veröffentlicht von Elsevier im Jahr 2016) sind Aufnahmen dieser Geräte enthalten. Gerade im Bereich der interventionellen Schmerztherapie, wo es auf eine exzellente Darstellung der tiefer gelegenen Strukturen ankommt, zeigen sich die Vorteile dieser Sonogeräte. Unser Buch ist bislang das einzige deutschsprachige Buch, das die interventionellen Verfahren in Bild und Film thematisiert.”
In den vergangenen 10 Jahren gab es viele Entwicklungen in der ultraschallgesteuerten Regionalanästhesie. Insbesondere ist hier die zunehmende Anwendung von Ultraschall bei der Steuerung der minimalinvasiven Schmerzkontrolle zu nennen, die nun in der zweiten Auflage behandelt wird. Dr. Döffert fährt fort: „Wir haben mehrere neue Zugangswege beschrieben, wie den Transversus-Abdominis-Plane-Block, und an manchen Stellen die empfohlene Technik geändert, z. B. beim supraklavikularen und interskalenaren Zugang, wo wir nun lateral an den Plexus herangehen, um eine Betäubung des Nervus phrenicus zu vermeiden.“
Abschließend sagt er: „Das Schöne an der Ultraschallsteuerung bei diesen Blockaden und bei jeder Schmerzbehandlung ist, dass man das betreffende Areal schallen und die gewünschte Injektionsstelle ermitteln und markieren kann. Die Injektion selbst dauert nur ein oder zwei Minuten. Das geht wirklich schnell, da man zuerst die Strukturen darstellt und somit viel häufiger als früher gleich beim ersten Versuch erfolgreich ist. Dies ist für Patienten und Anästhesisten gleichermaßen wichtig.“