Bei sechs von zehn Todesfällen in den USA infolge von Überdosierungen sind Opioide im Spiel. Zwischen 2000 und 2015 starben mehr als 500.000 Menschen durch eine Medikamenten- oder Drogenüberdosis. Und jeden Tag kommen 91 US-Amerikaner durch eine Überdosis an Opioiden ums Leben.
Mehr Abhängige als je zuvor: Die USA kämpfen gegen die schlimmste Drogen-/Medikamentenepidemie ihrer Geschichte
Diese Epidemie wurde als schlimmste Drogen-/Medikamentenepidemie in der Geschichte der Vereinigten Staaten bezeichnet. Laut dem US-Zentrum für Seuchenbekämpfung hat sich die Menge an verkauften verschreibungspflichtigen Opioiden in den USA seit 1999 nahezu verdoppelt, obwohl die US-Amerikaner im Allgemeinen nicht mehr oder stärkere Schmerzen verspüren als zuvor. Die Zahl der Todesfälle aufgrund von verschreibungspflichtigen Opioiden – dazu zählen Arzneimittel wie Oyxocodon, Hydrocon und Methadon – hat sich seit 1999 mehr als vervierfacht.
Wir wissen, dass überdosierte verschreibungspflichtige Opioide hauptsächlich für den Anstieg der Todesopfer durch Opioid-Überdosen in den letzten 15 Jahren verantwortlich sind. Die Anzahl an Heroinabhängigen und demzufolge auch die Todesopfer durch Überdosierung dieser Droge hat kurz danach ebenfalls zugenommen. Der Grund: Patienten, die von Schmerzmitteln auf Basis von Opioiden abhängig geworden waren, erhielten keine weiteren Rezepte mehr für Opiate.
Ein medizinisches Zentrum im Kampf gegen die Opioid-Epidemie
Dr. Alexis LaPietra, medizinische Leiterin der Abteilung Schmerztherapie am St. Joseph's Health Care System in Paterson, New Jersey, fiel ein Paradoxon auf, das anderen Notfallmedizinern im ganzen Land wahrscheinlich bekannt vorkommen dürfte.
„In einem Zimmer waren wir gerade dabei, einen Patienten wiederzubeleben, der eine Überdosis von Heroin oder einem anderen Opiat eingenommen hatte, während wir einige Betten weiter, im selben Augenblick gerade dabei waren, Opiate an Schmerzpatienten zu verschreiben.“, so Dr. LaPietra, die erkannte, dass die in der Notaufnahme verschriebenen Opioid-Schmerzmittel oftmals den Beginn einer zu Heroin-Überdosierungen führenden Abhängigkeit darstellen.
Während Behörden und die Regierung nur langsam auf diese Epidemiewelle reagieren, haben einzelne Krankenhäuser und medizinische Zentren mittlerweile eigene Initiativen zur Bewältigung dieser Gesundheitskrise ins Leben gerufen. Da man im St. Joseph’s-Krankenhaus erkannte, dass verschreibungspflichtige Opiate Suchterkrankungsepidemien schüren, ergriff man den mutigen Beschluss, die Anzahl der in der eigenen Notaufnahme verabreichten verschreibungspflichtigen Opiate zu reduzieren, ohne dabei die Qualität der dort durchgeführten Schmerzbekämpfung zu mindern.
Ohne Opioide gegen den Schmerz – in der Notaufnahme und darüber hinaus
Im St. Joseph's befindet sich eine der geschäftigsten Notaufnahmen der Vereinigten Staaten, mit 175.000 Patienten im Jahr 2016. Im Januar 2016 wurde in der Notaufnahme des St. Joseph's das Programm ALTOSM (ALTernativen zu Opioiden) ins Leben gerufen.
Bei dem Programm werden im Rahmen der Schmerzlinderung bei Patienten gezielt nichtopioide Analgetika, Triggerpunktinjektionen, Distickstoffoxid, ultraschallgeführte Nervenblockaden und sogar Meditation eingesetzt, wenn diese akute Verletzungen wie Knochenbrüche und chronische Probleme wie Migränekopfschmerzen haben.
Dr. LaPietra erinnert sich an eine 89-jährige Patientin mit einer Hüftfraktur, bei der zu Beginn des ALTOSM-Programms eine ultraschallgeführte Nervenblockade gesetzt wurde.
„Die Schmerzen bei einer Hüftfraktur sind enorm“, weiß Dr. LaPietra. „Die Patienten fühlen sich überhaupt nicht wohl. Sie können sich nicht bewegen und nicht gut atmen. Und innerhalb von 5 bis 10 Minuten nach der [ultrasound-guided] Nervenblockade war meine Patientin komplett schmerzfrei.“
Doch warum setzt man überhaupt Ultraschalltechnologie für Nervenblockaden ein?
„Es ist sehr wichtig, exakt zu arbeiten. Und genau dabei hilft uns das Ultraschallgerät“, erklärt Judy Padula, Vice President of Patient Care Services und Chief Nursing Officer beim St. Joseph's Healthcare System.
Lokale Nervenblockaden fallen normalerweise in den Aufgabenbereich von Anästhesisten, aber zunehmend wenden auch Notfallmediziner diese Praxis an, um Patienten mit akuten Schmerzen zu behandeln.
Jeder Patient zählt
Das Programm wurde von den Menschen, die zur Behandlung ins St. Joseph's kommen, sehr gut aufgenommen.
„Es gab sogar schon Patienten, die sich gerade von einer Behandlung oder Operation erholt haben und [for pain treatment] in die Notaufnahme gekommen sind, da sie nicht wieder Opioide nehmen wollten“, berichtet Dr. Mark Rosenberg, Vorsitzender der Notfallmedizin bei der St. Joseph's Population Health Initiative. „Damit konnten wir die Kosten der medizinischen Versorgung reduzieren und jedem einzelnen Patienten eine bessere Behandlung ermöglichen.“
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