Dr. Jonathan Henry en drie artsen met een Sonosite-apparaat in Vanuatu

Dieser Artikel ist der zweite Teil von Dr. Jonathan „Jono“ Henrys Bericht aus dem Pazifikstaat Vanuatu. Lesen Sie unbedingt auch den ersten Teil seines bemerkenswerten Berichts.

Gerade in Gegenden weiter außerhalb versagen häufig die Versorgungsketten: aufgebrauchte Elektrolytreagenzien, erschöpfte Medikamentenvorräte, leere Sauerstofftanks oder ein einzelnes defektes Teil, aufgrund dessen das Röntgengerät über Monate hinweg nicht funktioniert. Die Stromversorgung fällt regelmäßig aus, und durch Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche, Erdbeben und Zyklone kommt es zu Störungen bei den Transport- und Rückholplänen zwischen den Inseln. Diese voneinander abhängigen Systeme laufen mit maximaler Kapazität und mit einem geringen Budget. Sie sind anfällig für Ausfälle und verzögern häufig die Notfallversorgung von Patienten.

Im Gegensatz dazu kann ein tragbares Ultraschallgerät mit Akku als leistungsfähige eigenständige technische Komponente eingesetzt werden und damit für den Patienten entscheidend sein. Ein Fall veranschaulicht besonders die Vorteile von tragbarem Ultraschall.

„Anna“ (Name geändert) ist in ihren Zwanzigern und Mutter von zwei kleinen Kindern. Seit zwei Tagen klagte sie über Unterleibsschmerzen und fühlte sich schwindlig und desorientiert. Sie war sich sicher, nicht schwanger zu sein, da ihr Zyklus normal war.

Sie wurde Sonntagabend in die Notaufnahme gebracht, war blass und verängstigt. Ihr Abdomen war geringfügig aufgebläht und diffus druckempfindlich. Ihr Blutdruck fiel drastisch ab und ihr Zustand verschlechterte sich vor den Augen der Krankenschwestern. Daraufhin war sie nicht mehr ansprechbar. Die Belegschaft vermutete das schlimmste Szenario – einen Riss aufgrund einer ektopischen Schwangerschaft. Ein erfahrener Gynäkologe, der in der Nähe wohnte, war verfügbar und bereit, sofort eine lebensrettende Operation durchzuführen.

Allerdings musste die Diagnose eindeutig bestätigt werden. Anna hatte darauf bestanden, nicht schwanger zu sein, und wir mussten sicher sein, dass ein Gynäkologe der richtige Arzt für einen Eingriff war. Wie konnten wir beweisen, dass sie schwanger war und dass der Fötus sich an der falschen Stelle eingenistet hatte?

Vielleicht mit einem Bluttest zur Überprüfung ihres Hormonspiegels? Das Laborpersonal hatte über das Wochenende nur Bereitschaftsdienst – es würde einige Zeit dauern, bevor jemand vom Labor da wäre. Ein Urin-Teststreifen zur Feststellung einer Schwangerschaft? Die waren aktuell nicht vorrätig. Eventuell durch Hinzuziehen des rufbereiten Ultraschalldiagnostikers? Dafür hätte die Patientin zu dem sperrigen stationären Ultraschallgerät nebenan gefahren werden müssen. In dem engen Raum der Radiologie wäre eine Wiederbelebung nicht möglich gewesen. Außerdem lief uns die Zeit davon. Anna wirkte, als könne sie jede Minute verbluten.

Der Ultraschall am Krankenbett war hier die Lösung. Ich schaute bei dieser Untersuchung über die Schulter. Einer der Ni-Van-Praktikanten hatte vor kurzem eine Schulung zu den Grundlagen von eFAST und Geburtshilfe-Untersuchungen durchlaufen und konnte umgehend eine große Menge anechogener Flüssigkeit in der Umgebung von Annas Leber identifizieren. Mit der Schallsonde wurde ein kleiner Fötus direkt unter ihrem Bauchnabel gefunden. Er befand sich an einer ungewöhnlichen Stelle, knapp außerhalb der Gebärmutter.

Daraufhin wurde eine Bluttransfusion veranlasst, das OP-Team mobilisiert, und Anna wurde den Flur hinunter in den OP-Saal gebracht. Der Gynäkologe setzte einen ersten Schnitt im unteren Bereich der Bauchwand. Diese Operation konnte nicht laparoskopisch durchgeführt werden, da die erforderliche Ausrüstung in Vanuatu nicht zur Verfügung stand. Die Blutungen waren unkontrollierbar. Bei der Bestätigung der lebensbedrohlichen Diagnose – ein Riss aufgrund cornualer ektopischer Schwangerschaft – wurden alle still. Klemmen, Absaugen, Nähen, mehr Klemmen, mehr Nähte. Nichts konnte die Blutungen in Annas Becken stoppen. Unter diesen Umständen musste der Gynäkologe die schwierige Entscheidung treffen. Um Annas Leben zu retten, musste ihre Gebärmutter entfernt werden.

Am nächsten Morgen wachte Anna auf der Station auf. Ihre Familie war bei ihr, die Bluttransfusionen dauerten an, ihr Bauch war noch empfindlich von den Ereignissen des Vorabends. Das gynäkologische Team musste ihr die Nachricht schonend beibringen. Sie konnte keine weiteren Kinder mehr bekommen. Doch als sie zu ihrer Familie hinübersah, erkannte sie, dass die Alternative weitaus schlimmer gewesen wäre. Ihr Mann hätte die beiden kleinen Jungen allein großziehen müssen.

Der Ultraschall am Krankenbett hatte in dieser Nacht eine entscheidende Rolle bei den lebensrettenden Bemühungen des Personals gespielt. Als Anna in der Notaufnahme lag und ohne unmittelbaren Zugang zu Radiologie und Laborressourcen langsam verblutete, hatten junge Ärzte mit Grundkenntnissen bei Ultraschalluntersuchungen und einem Gerät von der Größe eines Laptops ihren Weg in den OP beschleunigt und die tödliche Zeitbombe in ihr entschärft.

Der Großteil der Arbeit hier in der Notaufnahme des Northern Provincial Hospitals ist nicht so dramatisch, dennoch kann man den Nutzen von POCUS jeden Tag beobachten. Als ein älterer Mann mit einem festsitzenden Verweilkatheter den ganzen Weg von einer der äußeren Inseln einfliegt, wird im Rahmen der urologischen Untersuchung eine ultraschallgeführte suprapubische Ballonpunktion durchgeführt. Bei einem kleinen Kind mit einem gebrochenen Oberschenkelknochen erleichtert eine ultraschallgeführte Nervenblockade die erste Nacht im Krankenhaus und ermöglicht die Aufnahme des schmerzhaften Traktionsprozesses. Und wenn das Röntgengerät für ein paar Monate ausfällt, wird das Ultraschallgerät unentbehrlich. Ärzte verlassen sich stark auf das M-Turbo, um den Verdacht von Knochenbrüchen, Lungenentzündungen, Herzversagen und anderem mehr zu bestätigen.

Ich schrieb eine E-Mail an das australische Team von Sonosite und teilte ihnen mit: „Jeder hier besteht darauf, dass ich die Maschine hierlassen muss, wenn ich gehe!“ Und ich freue mich, berichten zu können, dass Sonosite genau das ermöglicht hat. Der Notarzt Dr. Vincent Atua, derzeit der einzige Spezialist in der vielbeschäftigten Notaufnahme des VCH, nutzt bereits das M-Turbo zur Schulung der nächsten Generation von Notärzten in Vanuatu auf dem Gebiet des Point-of-Care Ultraschalls.

Man darf die Durchführung von POCUS-Schulungen nicht unterschätzen. Bilderfassung, -interpretation und -integration sind keine Fähigkeiten, die man von heute auf morgen erlernt. Um den künftigen führenden Notfallmedizinern in Vanuatu den richtigen Einsatz von Ultraschall zu vermitteln, braucht es Ausrüstung, Fachwissen, Kreativität und Ausdauer. Wie jedoch alle diejenigen wissen, die Notfallmedizin in einem Umfeld mit beschränkten Ressourcen praktizieren, wird der Nutzen von tragbarem Ultraschall diese Anstrengungen belohnen.

Ich hoffe, dass ich durch die Fortführung der Partnerschaft mit großzügigen Unternehmen wie Sonosite weiterhin tragbare Ultraschallgeräte und Fachkenntnisse auf allen 83 Inseln Vanuatus bereitstellen kann, um eine schnellere und bessere Notfallversorgung für alle Ni-Vanuatu-Patienten gewährleisten zu können.